Hauptsache drin: Tropfen und Säfte richtig dosieren
Flüssige Arzneiformen zum Einnehmen – also Tropfen und Säfte – haben ihre Vorteile:
So weit, so gut! Ich könnte den Text hier beenden, wenn es nicht ein paar fette „ABERs“ gäbe!
Denn: Tropfen und Säfte müssen korrekt abgezählt bzw. abgemessen werden.
Du meinst, bis 20 zählen oder einen Messlöffel zur Hälfte füllen kann doch nicht so schwer sein?
Nach dem aktuellen Bericht zur Arzneimittelsicherheit des BfArM (das ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) sind für Dosierungsfehler bei flüssigen Arzneimitteln überwiegend „menschliche Faktoren“ verantwortlich.
Missverständliche Dosierungsangaben und falsche Handhabung der Dosierhilfen sind dabei die häufigsten Fehler.
Solche Fehler können besonders schwerwiegend sein, weil sie oft bei sensiblen Patientengruppen wie Kindern und über 65-jährigen passieren.
TROPFEN
Hast du dir so ein Tropffläschchen schon einmal genauer angesehen?
Vielleicht ist dir dabei aufgefallen, dass die Tropfeinsätze nicht immer gleich aussehen.
Bei manchen Präparaten befindet sich das Austrittsröhrchen für die Flüssigkeit in der Mitte (diese nennt man Zentraltropfer), bei anderen am Rand (diese nennt man – Überraschung! – Randtropfer).
Dieser Unterschied im Tropfsystem ist dafür verantwortlich, dass ein Tropfen nicht gleich ein Tropfen ist!
Ist dir aufgefallen, dass ich das Fläschchen mit dem Zentraltropfer senkrecht abgebildet habe, das mit dem Randtropfer aber schräg?
Diese unterschiedlichen Tropfpositionen solltest du dir gut einprägen: Zentraltropfer = senkrecht, Randtropfer schräg im 45 ° Winkel!
Zentraltropfer musst du unbedingt senkrecht halten. Durch eine Schrägstellung würden die Tropfen um bis zu 25 Prozent kleiner werden. Genaugenommen werden aus 10 Tropfen auf diese Weise nur 7,5.
Das Problem: Wir neigen generell dazu, Tropffläschchen schräg zu halten. Auch 9 von 10 Patienten dosieren ihre Tropfen lieber so, weil die Schrägstellung die Tropfgeschwindigkeit reduziert. Aber leider halt auch die Dosis.
Bei Arzneimitteln, wie pflanzlichen Hustentropfen ist das natürlich weniger relevant, als bei Präparaten wie etwa starkwirksamen Schmerzmitteln.
Was musst du außer der richtigen Position noch beachten?
Sonderfall: Pumpen ist nicht gleich Tropfen!
Bei manchen Präparaten kommt eine weitere Fehlerquelle dazu: die Dosierpumpe.
Du musst unbedingt beachten, dass 1 Hub der Dosierpumpe nicht 1 Tropfen entspricht.
Bitte überprüfe die Dosierung immer anhand der Packungsbeilage. Dort ist aufgeführt, wie vielen ml bzw. mg Wirkstoff ein Pumpenhub entspricht.
Praxistipp: Halte Flaschen mit Dosierpumpen beim Pumpen senkrecht oder nur leicht geneigt, damit das Steigrohrende immer in die Lösung tauchen kann.
SÄFTE
Zu den Säften zählen Lösungen, Suspensionen und natürlich auch zubereitete Trockensäfte.
Wo sind die Unterschiede?
Verwende für Säfte bitte stets die vom Hersteller beigefügten Dosierhilfsmittel, wie Messbecher, Messlöffel oder Dosierspritze.
Die Dosierungs-Fehlerrate ist in der Regel bei Dosierspritzen am geringsten und bei Messlöffeln am höchsten.
Auch, wenn in manchen Lehrbüchern noch Umrechnungstabellen genannt werden:
Verwende niemals einfache Teelöffel, denn Teelöffel sind nicht genormt! Das Volumen kann zwischen weniger als 5 ml und mehr als 7,5 ml schwanken.
Praxistipp:
Du benutzt einen Messbecher?
Stelle diesen auf einen Tisch und knie dich davor, damit du mit dem Messbecher auf Augenhöhe bist.
In dieser Position kannst du die Messstriche genau mit dem eingefüllten Volumen vergleichen!
Sonderfall: Trockensäfte
Trockensäfte sind Wirkstoffpulver oder Wirkstoffgranulate, die erst unmittelbar vor dem ersten Gebrauch mit Wasser zubereitet werden und dadurch zu einer Lösung oder einer Suspension werden.
Das macht man mit Wirkstoffen, die sich bei längerer Lagerung in Wasser zersetzen und aus diesem Grund nur sehr kurz haltbar wären.
Das solltest du bei der Zubereitung und Dosierung von Trockensäften beachten:
Je nach Wirkstoff müssen Trockensäfte nach ihrer Zubereitung im Kühlschrank oder bei Raumtemperatur aufbewahrt werden. Das kannst du in der Packungsbeilage nachlesen.
Vergiss nicht, das Anbruchdatum bzw. die Aufbrauchfrist zu notieren und auch zu kontrollieren!